Aufstieg zu den Ideen
(Erklärung zu Logo: Treppe mit Sonne; von Florian Gernot Stickler entworfen und als Logo gewählt)
In Platons Dialog Politeia wird ein wunderbares Gleichnis erzählt, das, so möchte man meinen, die gesamte Philosophie Platons einfängt, widerspiegelt und uns so, nach 2400 Jahren immer noch verständlich erscheint. Eben, weil es in Gleichnisform aufgeschrieben wurde, wird es uns heutigen Lesern erleichtert, den Bezug zu den alten Schriften wieder herzustellen, um uns so das Gemeinte annähernd erschließen zu können.
Platon schreibt (Politeia,VII, 514aff), dass in einer unterirdischen, höhlenartigen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat, von Kindheit an die Menschen gefangen und gefesselt sind. Sie können sich nicht rühren, so dass sie auf demselben Fleck bleiben müssen nicht einmal den Kopf herumzudrehen imstande sind.
Licht aber haben sie von einem Feuer, welches von oben und von ferne her hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und den Gefangenen geht obenher ein Weg, an diesem Weg zieht sich eine Mauer entlang wie Schranken, vor denen Gaukler vor den Zuschauern sich erbauten, und sie ihre Kunststücke zeigen.
Die angebundenen Menschen sind nicht in der Lage etwas anderes zu erkennen als die Schatten an der Wand. Sie halten diese Schatten für real, für die wirkliche Welt, die sich da vor ihnen abzeichnet. Sie haben ja keinen anderen Vergleichmoment, keinerlei Erfahrung, wohl auch keinen Antrieb, etwas anderes zu erfahren. Warum auch? Das, was sie sehen, scheint die Wahrheit. Warum hinterfragen und nicht so lassen, wie es ist?
„Nun betrachte auch, sprach ich, die Lösung und Heilung von ihren Banden und ihrem Unverstande, wie es damit natürlich stehen würde, wenn ihnen folgendes begegnete. Wenn einer entfesselt wäre und gezwungen würde, sogleich aufzustehen, den Hals herumzudrehen, zu gehen und gegen das Licht zu sehen und, indem er das täte, immer Schmerzen hätte und wegen des flimmernden Glanzes nicht recht vermöchte, jene Dinge zu erkennen, wovon er vorher die Schatten sah, was meinst Du wohl, würde er sagen, wenn ihm einer versicherte, damals habe er lauter Nichtiges gesehen, jetzt aber, dem Seienden näher und zu dem mehr Seienden gewendet, sähe er richtiger, und , ihm jedes vorübergehende zeigend, ihn fragte und zu antworten zwänge, was es sei? Meinst du nicht, er werde ganz verwirrt sein und glauben, was er damals gesehen, sei doch wirklicher, als was ihm jetzt gezeigt werde?“
Nachdem sich also einer, der Philosoph, aus der Höhle befreite, hinaufstieg ans Licht, taten ihm die Augen weh, weil er geblendet wurde. Auch wollte er nicht glauben, was er plötzlich fremdes sah. Er hielt die Höhle und die Schatten für wahr, nicht das Neue und das Licht. Aber seine Augen werden sich an das Licht gewöhnen. Sie werden schmerzen, aber sie werden sich an das Neue gewöhnen. Am Ende wird er alles Neue erkenne. Das Licht, sogar die Sonne. Nur...
„Auch das bedenke noch, sprach ich. Wenn ein solcher nun wieder hinunterstiege und sich auf denselben
Schemel setzte, würden ihm die Augen nicht ganz voll Dunkelheit sein, da er so plötzlich von der Sonne
herkommt? Ganz gewiß.
Und wenn er wieder in der Begutachtung jener Schatten wetteifern sollte mit
denen, die immer dort gefangen gewesen, während es ihm noch vor den Augen flimmert, ehe er sie wieder dazu
einrichtet, und das möchte keine kleine Zeit seines Aufenthalts dauern, würde man ihn nicht auslachen und
von ihm sagen, er sei mit verdorbenen Augen von oben zurückgekommen und es lohne sich nicht, daß man
versuche hinaufzukommen;...“ ( Platon, Politeia, VII 516eff)
Hat man also den Mut, sich von seinen Fesseln des Alltags zu befreien, und den Aufstieg zu den Fragen, zur Erkenntnis, zu den Ideen, wie es Platon nennt, aufzusteigen, so sieht es Platon auch als Pflicht, wieder hinabzusteigen. Zwar wird man verlacht und nicht ernst genommen, aber der eigene Gewinn des Aufstiegs, lässt sich auch zum Gewinn für den Nächsten hernehmen. So muss es also der Philosoph immer wieder wagen, den Aufstieg über die Treppe zu nehmen und versuchen die Sonne zu sehen. Auch wenn er wie ein Nachtvogel (Fledermaus) sein wird, so beschreibt es Aristoteles in seiner Metaphysik II a, und niemals direkt in die Sonne der Wahrheit blicken kann, muss er es aber versuchen.
Außerdem muss er auch wieder hinabsteigen und das Gesehene berichten und weitertragen.
Das Logo auf dieser homepage soll also den Aufstieg symbolisieren. Den Aufstieg zum Licht.
Durch die Treppe aber, wird auch der Rückgang in die andere Richtung ermöglicht, um den gemeinsamen Aufstieg erneut vorzunehmen.